feuerwehr-bahlen.de
Solange der Mensch existiert, hat er sich der Naturgewalten zu erwehren. Feuer und Wasser, diese Gegensätze bestimmen seither unser Leben. Ob Jung oder Alt, jeder ist begeistert von den Eigenschaften dieser Elemente. Früher musste man diese Eigenschaften zur Erhaltung des Lebens nutzen, heute bereichern sie zusätzlich unsere Lebensqualität. Die Romantik in Form von Kerzenschein, Kamin, Springbrunnen und Wasserspielen haben Einzug gehalten. Je mehr unsere Vorfahren sesshaft wurden und die Siedlungen sich vergrößerten, umso stetiger wurde die Gefahr der Vernichtung, die durch Brände hervorgerufen wurde. Der Mensch begann, Regeln und Verhaltensweisen aufzustellen. Aus dem Jahre 1516 ist uns die erste mecklenburgische Polizeiordnung bekannt. Man sprach „Vom Bauen und Versorgen des Feuers“, einer Order des vorbeugenden Brandschutzes, man könnte auch sagen: Erhalten und Betreiben einer Feuerstelle.
Es vergingen noch Jahrhunderte mit laufenden Nachbesserungen, aber erst am 24. Mai 1753 erschien eine neue Allgemeine Feuerordnung. Alles was neu ist, wird mäßig durchgesetzt, ein Naturell des Menschen, dieses erkannte auch der Herzog Friedrich zu Mecklenburg. Im Jahre 1772 erließ er deshalb ein neues Gesetz „Die Land-Feuer-Verordnung“ für die Domänen und weitere Verordnungen über die Anschaffung von Löschgeräten.
Erst das Gesetz über die Anschaffung von Feuerwehrspritzen in den Dominal Ämtern und dem Hinweis auf Förderung bei der Bildung von Spritzenverbänden vom 18. Februar 1829 zeigte seine Wirkung. Auf Einladung durch das Großherzogliche Amt zu Boizenburg trafen sich am 13. März 1829 die Dorfschulzen im Amt. Dies war die Geburtsstunde der Schaffung eines Löschverbandes. Drei Spritzenverbände mit je einer Spritze in Nostorf, Groß Bengerstorf und Gülze sollten die in den dazugehörenden umliegenden Ortschaften entstehenden Brände bekämpfen. Bahlen gehörte auch dazu. Vieles ähnelt der heutigen Struktur, nur mit anderen Mitteln. Der Dorfschulze war der Chef, er musste je einen reitenden Boten zum Standort der Spritze und zum Amt zwecks der Alarmierung und Meldung aussenden. Die Dörfer mussten eigenverantwortlich die Brandbekämpfung aufnehmen bis zum Eintreffen der von Pferden gezogenen Spritzen. Diese Spritzenverbände hatten immerhin bis 1926 ihre Berechtigung. Man bedenke auch, dass 1926 Bahlen erstmals mit elektrischem Licht versorgt wurde. Mit der neuen Landes-Löschordnung von 1924 ging man allmählich über, in den Dörfern eigene Wehren mit eigener Feuerwehrtechnik zu gründen. Die neuen verbesserten Handdruckspritzen leisteten noch bis zum Ende des Krieges 1945 ihren Dienst. Es war in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als der Gedanke zur Bildung einer Wehr in der Gemeinde aufkam. Die damaligen Dorfvertreter entschieden anders und sahen in der Gründung einer Wehr keine Notwendigkeit. Die Gemeinde Bahlen/Bahlendorf war derzeit ein 100 – Seelendorf. 7 Bauern, 18 Büdner und 10 Häusler sowie 4 weitere Hausbesitzer hatten hier ihren Wohnsitz.
Die Nähe zu Boizenburg und Gothmann bzw. die Zuverlässigkeit dieser Wehren wurde nicht in Frage gestellt – man fühlte sich sicher. Auch die nicht unerhebliche Bereitstellung von Zahlungsmitteln aus der Gemeindekasse zur Anschaffung der Löschtechnik ließen als Argument die Gründung scheitern.
Eine kurze Aufstellung zeigt die Brände in Bahlen/Bahlendorf vor der Gründung:
1936: Brand der Bauernställe von Gustav Elvers
1937: Brand des Bauernhauses von Walter Hinrichs durch Blitzschlag
1945: Brand der neu errichteten Scheune von Gustav Elvers durch Kriegseinwirkung
1946: Brand des Wohn- und Stallgebäudes von Otto Schlage
1950: Brand der Scheune des Bauern Hermann Niemann
1955: Brand des kombinierten Wohn- und Stallgebäudes von Robert Thymian
Mit der Bebauung entlang der alten B 195 zog 1961 Willi Albrecht als Neubürger nach Bahlen. Als Dorfnachbar und Wehrleiter der FF Gothmann bis 1958 war er für uns kein Unbekannter. Bahlen hatte nun einen ausgebildeten Wehrleiter aber noch keine Feuerwehr. In unserem damaligen Bürgermeister Paul Juckel (verstorben 1963) fand man einen Fürsprecher und Wegbereiter dieser Idee. Die planmäßigen Schritte zur Bildung einer Wehr wurden Anfang der 60er Jahre eingeleitet und mit dem damaligen Rat des Kreises Hagenow abgestimmt. Die Willensentscheidung der Gründungsmitglieder wurde befürwortet und somit stand einer Gründung nichts mehr im Wege. Die Gründungszeit der Bahlener Wehr fiel in eine Zeit, als die DDR zu politischer und wirtschaftlicher Stärke reifte. Der sozialistische Frühling (Gründung der LPG´ en) war abgeschlossen, der Mauerbau in Berlin beendet und die finanziellen Mittel als Grundlage für eine Feuerwehr waren vorhanden.
Der 1. April 1964 sollte als offizielles Gründungsdatum der FF Bahlen angesehen werden, wurden doch unter diesem Datum die ersten Feuerwehrausweise durch den damaligen Bürgermeister Herrn Bruno Oelze ausgestellt.
Zu den Gründungsmitgliedern gehören: Erwin Jäger, Joachim Konow, Harry Pinnow, Karl-Heinrich Bleck, Erwin Hiecke, Willi Hinzmann, Willi Albrecht, Paul Juckel
Die Kameraden beim Amtsausscheid 1974.
Bis zum Jahre 2004 versahen in der Bahlener Feuerwehr 58 Kameraden ihren Dienst.
Viele Hindernisse und Unzulänglichkeiten mussten gemeistert werden, heute sagt man, man muss flexibel sein – wir waren es immer. Insgesamt haben wir 8 mal den Feuerwehrstandort gewechselt.
1. Standort: 1964 - 1965 Blecksche Scheune in Bahlendorf
2. Standort: 1965 - 1967 Scheune des Schulgrundstückes
3. Standort: 1967 - 1991 Geräteschuppen bei Kossen
4. Standort: 1991 - 1995 Garagenkomplex der NVA in Bahlen
5. Standort: 1995 - 1997 Garage des Kameraden Meyer
6. Standort: 1997 - 1999 Neuanschaffung Fertiggaragen
7. Standort: 1999 - 2004 Garage des Kameraden Meyer
8. Standort: seit 2004 Gerätehaus im Schulweg 10a (Richtfest 16.12.2002)
Der gesamte Bau erfolgte in Eigenleistung. Viele Beispiele der letzten Zeit zeigen, dass wir motiviert sind, unsere Freizeit und zum Teil finanzielle Opfer in den Dienst für eine gute Sache zu stellen. Auch unsere Sponsoren halfen mit vergünstigten Materialien, Maschinen, Werkzeugen und Geräten. Auch sie hatten die gleiche Zielsetzung – Hilfe für einen guten Zweck.
Mit der Mobilität der Wehr ging es langsam aber stetig voran.
Die Schubkarre war das erste Transportmittel für die Erstausstattung. Sie bestand aus der Motorspritze der TS 8 mit 5 Schläuchen und einem B Strahlrohr.
Die Schubkarre, ausgestellt am 27.06.2014, anlässlich des 50. Jubiläums der FF Bahlen.
Nacheinander folgten:
1. Der Tragkraftspritzenanhänger TSA (alte Bauform)
2. Der Tragkraftspritzenanhänger TSA (neue Bauform)
3. Das Kleinlöschfahrzeug KLF auf B 1000 (1991-1999)
4. Das Tragkraftspritzenfahrzeug - wasserführend TSF-W (seit 1999)
5. Der Mannschaftstransportwagen MTW auf VW T4 (2011- 2015)
Entsprechend den TGL wurde die Bestückung vorgenommen. Mit der Einführung des Tragkraftspritzenanhängers hatten wir die Norm als Feuerwehr mit Grundausstattung erfüllt. Es galt das große Neuland des Feuerwehrwesens zu erlernen, was sich als sehr mühselig herausstellte. Als Helfer in der Not bewies sich der uns allen bekannte Stadtwehrführer Adolf Hansen. Er brachte den Bahlener Feuerwehrneulingen das ABC der Feuerwehr bei. Heute verständliche Begriffe wie Angriffstrupp, Wassertrupp und Schlauchtrupp und deren Handlungsabläufe mussten erst einmal erlernt werden. Durch die tatkräftige kameradschaftliche Einweisung und den Ehrgeiz unserer Kameraden war es möglich, in unserem Wirkungsbereich sehr schnell Spitzenplätze zu belegen.
Nach der Gründung der Feuerwehr Bahlen haben die Kameraden zahlreiche Einsätze gefahren welche sich nicht nur auf das Löschen von Bränden beziehen. Nein, die Aufgaben werden immer umfangreicher, vom vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz bis hin zur technischen Hilfeleistung und Hochwasserschutz sowie Wettkämpfe und Öffentlichkeitsarbeit ist alles vertreten. Dies bekommen wir Kameraden in den entsprechenden Lehrgängen und Schulungen beigebracht, welche in unserer Freizeit stattfinden. Wir fühlen uns nicht nur berufen, die feuerwehrtechnischen Kenntnisse durch Schulungen und Übungen zu meistern, wir leisten auch angemessenen Beitrag zur Förderung einer kulturellen Lebensgemeinschaft, auch in Verbindung mit dem Dorfclub und den Heißsporne Ziemann.
Wir bedanken uns beim Kameraden Helmut Schlage, der diese Informationen gesammelt und uns zur Verfügung gestellt hat.